Audio Doku zum Europa League Finalsieg von Eintracht Frankfurt
Den Einzug ins Finale der Europa League hat Eintracht Frankfurt zum Anlass genommen, um die erste Podcast Audio Dokumentation eines Fußballclubs überhaupt zu produzieren. Anhand von diesem Beispiel habt ihr die Gelegenheit, hinter die Kulissen zu blicken und zu erfahren, was es bedeutet, so ein Projekt auf die Beine zu stellen. Insights aus erster Hand erhaltet ihr von Simon Wimmeler, Projektmanager bei Maniac Studios, der das Projekt hautnah mitverfolgt(e) und verantwortet(e). Er teilt Learnings, die sich auf jegliche Branchen und Themen übertragen lassen.
Drei Tage Produktion in Sevilla, 28 Stunden Audio Rohmaterial, über die Mixed Zone bis hin zur Pokalfeier. Entstanden ist eine 25-minütige Podcast Dokumentation mit dem Ziel, das Mega-Event aus Sicht der Mannschaft und dem Team hinter dem Team für die Hörer*innen erlebbar zu machen und maximal authentisch zu erzählen.
“Wir sind F*** Europa Cup Sieger! (…) Der absolute Wahnsinn!”, reflektiert Lars Weingärtner, Redakteur von Eintracht TV und Kommentator bei Eintracht FM, heißer vom Gebrüll nach dem entscheidenden Elfmeter von Rafael Borré im Eintracht Fanradio. Wie sich die Stunden davor, während und danach aus Sicht der Mannschaft und dem Team hinter dem Team angefühlt haben, erzählt die Podcast Episode “Die magische Nacht von Sevilla – Audio Dokumentation”. Hier erfahrt ihr alle Hintergründe zur Entstehung.
Und damit direkt rein ins Interview mit Simon. Viel Spaß!
Interview mit Simon Wimmeler über die Entstehung der Eintracht Doku
Anna-Lena: Was waren die Ziele/das Briefing von Eintracht Frankfurt?
Simon: Die beiden Hauptziele waren ganz klar: Die Stimmung des Finales in die Ohren der Hörer*innen zu transportieren und exklusive Einblicke hinter die Kulissen zu geben. So, dass die Hörer*innen das Gefühl haben, selbst in Sevilla gewesen zu sein, indem sie extrem nah an der Mannschaft und den Geschehnissen sind. Egal ob Sieg oder Niederlage.
Der Finaleinzug in die Europa League war bereits ein riesiger Erfolg für alle Fans der Eintracht und darüber hinaus. Und deshalb wollte der Verein eine prägende Erinnerung schaffen.
Anna-Lena: Was wurde genau zusammen umgesetzt?
Simon: Die Idee war es, die Fans, die zu Hause geblieben sind, hautnah mit nach Sevilla zu nehmen und die Stimmung von vor Ort zu transportieren. Dazu haben wir einen Mitarbeiter von Eintracht Frankfurt vom Hinflug bis zum Rückflug über mehrere Tage hinweg verkabelt, um nie dagewesene Gespräche, Abläufe, Emotionen und Impressionen zugänglich zu machen. Denn der Sport schreibt immer wieder seine eigenen Geschichten und nichts davon ist wiederholbar. Deswegen waren sich die Eintracht und wir uns einig, dass alles aufgezeichnet werden muss, um die maximale Authentizität zu übertragen. Lars Weingärtner, Redakteur von Eintracht TV und Kommentator bei Eintracht FM, hat sich dazu bereit erklärt, diese Reise aus seiner Perspektive zu erzählen.
Anna-Lena: Was war der Eintracht für die Audio-Doku wichtig und auf welchen Eckpfeilern habt ihr das Konzept erbaut?
Simon: Der Eintracht war besonders wichtig, dass die Reise von Lars Weingärtner absolut authentisch ist. Nichts ist bei so einem sportlichen Ereignis wiederholbar, deshalb gibt es für jede Aufnahme, jede Reaktion, jede Emotion nur einen einzigen Versuch. Deshalb haben wir uns dazu entschieden, das Mikro einfach laufen zu lassen. Das bedingt natürlich enormes Vertrauen, was uns Lars und sein Team geschenkt haben.
Anna-Lena: Was macht das Konzept besonders im Vergleich zu anderen Sport Dokus?
Simon: Es gibt viele überragende Sport Dokus, die ähnliche exklusive Einblicke zeigen. Jedoch kaum eine, die als reine “live” Audio-Dokumentation – also ohne nachproduzierten Sprechertext – veröffentlicht wurden.
Das Erlebnis wird aus Sicht der Mannschaft und dem Team hinter dem Team geschildert. Trotzdem hat jede/r Hörer*in das Finale anders erlebt und somit individuelle Erinnerungen. Diese Bilder werden zurück in die Köpfe der Hörer*innen geholt – ohne dass wir sie vorgeben – mithilfe eines passenden Sounddesigns und Musikauswahl. Die Fans können quasi den frisch gemähten Rasen riechen und die Stadionwurst schmecken (schmunzelt).
Aber das war wie gesagt nur möglich, da die Eintracht hier viel Mut und Vertrauen bewies, indem sie alle Türen für die Produktion öffnete. Allein das hat zu exklusiven Einblicken geführt, die es vermutlich nirgendwo anders so gibt.
Anna-Lena: Wie seid ihr das Projekt gemeinsam angegangen?
Simon: Im Vorfeld haben wir zusammen eine grobe Idee runtergeschrieben, welche Ereignisse, Stimmen und Situationen spannend sein könnten, um die mehrtägige Geschichte zu erzählen. Das haben wir mit dem Terminplan von Lars und seinem Team abgeglichen und haben so gewisse Eckpfeiler erstellt, die wir auf jeden Fall mit aufnehmen wollten. Zum Beispiel kommentiert Lars auch die Spiele der Frankfurter bei Eintracht FM – das war ein No Brainer, die viereinhalb Stunden aufzuzeichnen und in die Doku einfließen zu lassen.
Mehr konnten wir im Vorfeld gar nicht planen. Denn die Geschichte musste erst noch geschrieben werden, davon war vieles abhängig. Mit dem Abpfiff ging es dann direkt rein in die Postproduktion. Wir hatten immerhin weit über 20 Stunden Material, was wir zu dritt aufgeteilt, angehört und sortiert haben. Das Material haben wir auf rund 4 Stunden gekürzt und hatten somit ein genaueres Bild, welche Möglichkeiten wir überhaupt haben.
Wichtig war uns, dass wir die emotionale Achterbahnfahrt aus dem Stadion auch in der Audio-Dokumentation widerspiegeln, sowohl die negativen Emotionen (z. B. Rückstand oder die Verletzung von Kapitän Sebastian Rode), als auch die Höhepunkte (z. B. Ausgleich oder der entscheidende Elfmeter zum Europapokalsieg). Eine erste Idee für die Storyline wurde geschrieben, mit der Eintracht abgestimmt und dann haben wir einfach losgelegt. Ergebnis nach mehr als drei Tagen Postproduktion war die 25 Minuten lange Audio-Doku.
Anna-Lena: Wie viel war geskripted & wie viel spontan?
Simon: Im Team haben wir uns aufgrund der Authentizität bewusst dazu entschieden, gar nichts zu skripten. Weil das im Sport auch gar nicht geht. Wir wollten die Dinge ihren Lauf nehmen lassen und mit dem Arbeiten, was wir haben. Und das war auch gut so, denn so konnten wir hautnah miterleben, wie sich im Laufe der Zeit die Vorfreude, die Anspannung und die Nervosität verändert haben. Das reißt einen mit.
Anna-Lena: Welche Szenen haben es nicht in die Doku geschafft?
Simon: 99 % von allem, was aufgenommen wurde. Aber das war uns allen vorher klar. Wir mussten alles aufzeichnen, um die wichtigen Momente mitzunehmen. So haben wir aus zwei Stunden Flughafen-Aufenthalt rund 15 Sekunden behalten: Koffer-Rollen, Boarding-Durchsage, Ansprache im Flugzeug, Check-In. Diese Sounds nehmen die Hörer*innen im wahrsten Sinne des Wortes auf eine Gedankenreise, ohne dass auch nur ein Wort gesprochen wird. Sie machen das Projekt erst richtig rund und sind so eingebaut, dass sie den Hörer*innen kaum auffallen, aber das Hörerlebnis enorm steigern.
Anna-Lena: Welches Equipment habt ihr genutzt?
Simon: Wir wollten Equipment nutzen, welches die Kommentare von Lars (unserem Protagonisten) in einer Top-Qualität aufzeichnet, Störgeräusche filtert, aber auch Gespräche mit weiteren Personen super aufnehmen kann. Der Eintracht war außerdem wichtig, dass es transportabel und unauffällig ist. So haben wir uns zusammen für das RODE Wireless Go in Kombination mit dem Audiorecorder Zoom H6 entschieden, welches bereits bei vielen anderen Kundenprojekten erfolgreich im Einsatz ist.
Zudem durften wir auch viele Audio- und Videomitschnitte von Eintracht TV und Eintracht FM nutzen.
Wenn ihr wissen wollt, welches Equipment insgesamt bei uns im Einsatz ist, dann schaut doch hier mal bei unserer Equipment-Liste vorbei!
Anna-Lena: Welchen Herausforderungen standet ihr als gesamtes Projektteam gegenüber? Welche Aufgabe wurde deutlich unterschätzt?
Simon: Die erste Herausforderung war, während der Produktion eine Routine zu finden. Wir bei Maniac Studios mussten das Material sichten, bewerten und Feedback zur Produktion geben. Sprecher Lars musste sich auch erstmal daran gewöhnen, nahezu jeden Schritt zu kommentieren und seine Umgebung detailreich zu beschreiben.
Herausfordernd (aber wichtig) war es auch, dass wir das Endergebnis vorher nicht kannten und überhaupt nichts vorbereiten konnten. Erst in der Nachbetrachtung wussten wir, welche Sätze, Gespräche und unerwarteten Situationen für das Endprodukt wichtig waren. Deshalb war es schwierig, sich von lustigen und emotionalen Momenten zu trennen, die nicht 100 % in die Storyline gepasst haben. Vielleicht basteln wir irgendwann mal eine drei Stunden lange extended Version (lacht).
Anna-Lena: Was möchtet ihr als Maniac Studios das nächste Mal anders/besser machen?
Simon: Noch sind wir dabei, Feedback zu sammeln und gehen anschließend in die umfassende Analyse. Unser größtes Ziel für die nächste Audio-Doku ist die Planbarkeit trotz Unplanbarkeit. Nach dieser Doku hat das gesamte Team ein besseres Gespür dafür entwickelt, wie ein mögliches Ergebnis klingen kann. Wir wollen gezielter produzieren, sichten und uns mehr Zeit geben, um an der finalen Audiodatei noch mehr zu feilen.
Anna-Lena: Warum war gerade jetzt der richtige Zeitpunkt für solch ein Format?
Simon: Wenn wir auf den Podcast-Markt in (Sport-)Deutschland blicken, dann fehlt es noch an innovativen, mutigen Formaten. Die Audio-Dokumentation über den Europa League Sieg von Eintracht Frankfurt ist ein Beispiel dafür, wie wir als Maniac Studios unseren Beitrag zu einer positiven Entwicklung dessen leisten möchten.
Darüber hinaus ist das Europa League Finale in seiner gesamten Dramaturgie prädestiniert dafür gewesen, ein solches Projekt umzusetzen. Der Spannungsbogen hätte durch Verletzung, Rückstand, Verlängerung und Elfmeterschießen nicht besser sein können. Deshalb ist es großartig, dass das Medienteam von der Eintracht an die Idee geglaubt hat und wir mit an Board sein durften.
Und für die Eintracht selbst war das natürlich ein historisches Ereignis, was für die Ewigkeit festgehalten werden sollte.
Anna-Lena: Welche drei Tipps hast du für Sportorganisationen oder Unternehmen, die auch ein solches Projekt umsetzen möchten?
Simon: Traut euch und macht einfach mal. Denn jedes Projekt, welches in so eine Richtung geht, ist extrem individuell.
Ein gutes Ergebnis erzielt ihr definitiv, wenn ihr eine/n Protagonist*in habt, der/die Audio zur Priorität macht und exklusive Inhalte für die Doku produziert. Denn ihr wollt ja Einblicke geben, die es nirgendwo sonst gibt. Dafür ist es essentiell, auch mal die Extrameile zu gehen und bestimmte Situationen hervorzurufen. Zum Beispiel zu Freund*innen, Kolleg*innen oder Vorgesetzten zu gehen: “Wie hast du heute Nacht geschlafen? Worauf freust du dich am meisten?” Alleine an bestimmte Orte gehen und diese so beschreiben, dass die Hörer*innen ein ganz klares, aber eigenes Bild im Kopf haben. Emotionen und Gefühle zulassen und diese aktiv kommentieren.
Die Basis dafür ist ein hohes Vertrauen zu euren Produktionspartner*innen, die euch nicht nur mit Audio-Tipps versorgen, sondern auch mit Herzblut zur Seite stehen, mit Feuer bei der Sache sind und euch proaktiv Ideen vorschlagen, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Kurzum, ihr braucht eine*n Partner*in in Crime!
Anna-Lena: Wie ist die Stimmung im Projektteam (kurz nach Veröffentlichung)?
Simon: Auf der einen Seite sind die Eintracht und wir unglaublich stolz auf das wirklich innovative Podcast-Projekt und freuen uns total. Auf der anderen Seite sind wir natürlich gespannt auf das Feedback der Hörer*innen. Das werden wir genau beobachten und daraus wichtige Learnings ziehen, damit wir auch in Zukunft weiterhin progressive Projekte zusammen umsetzen können.
Hier endet das Interview mit Simon. Wenn ihr allerdings weitere Fragen an Simon habt, die ich ihm noch nicht gestellt habe, dann lasst es uns in den Kommentaren wissen. Ich hört zeitnah von uns.
Und falls ihr eigene verrückte Ideen für euren Podcast habt, die ihr gerne teilen möchtet, meldet euch. Wir lieben neue Herausforderungen.