Podcast online aufnehmen? So funktioniert die Fernaufnahme in Studioqualität!
Spätestens seit Corona haben Gäste, Moderatoren und Audio Producer*innen die Freiheit, für dieselbe Aufnahme an verschiedenen Orten sitzen zu können. Wer einen Podcast online aufnehmen möchte, denen helfen wir mit diesen Tipps und Tricks. Denn um die Remote-Erfahrung allen Beteiligten so angenehm wie möglich zu gestalten und eine spitzen Audioqualität zu erlangen, gilt es ein paar Besonderheiten zu beachten. Die wir euch jetzt vorstellen.
Riverside.fm stellt die Vorteile eines Online Recording Studios vor.
Die Podcast Software “Riverside.fm” und digitales Aufnahmestudio zugleich lässt Ton- sowie Videoaufnahmen ganz einfach und spaßig aussehen. Und ehrlich gesagt, ist es das auch.
Viele Podcaster*innen standen zu Beginn der Corona-Pandemie vor der Herausforderung, qualitativ hochwertige Podcasts online aufzunehmen. Doch die Ergebnisse lassen sich zeigen. Hier ein Beispiel von Gesprächsstoff dem Podcast von P&C Düsseldorf. Hört direkt mal in die Folge Nummer zwei mit Roland Schuler rein. Hierbei handelt es sich um ein remotes Podcast Interview.
Folge #02 von Gesprächsstoff dem Podcast von P&C Düsseldorf – eine Remote Produktion.
Es gibt unzählige digitale Lösungen, die Podcast Recordings online vereinfachen. Als nächstes stellt sich die Frage: Welche Tools eignen sich für eure Bedürfnisse am besten und welches Equipment braucht ihr zusätzlich für eine top Audioqualität? Wir haben unterschiedliche Erfahrungen gemacht, die wir hier gerne mit euch teilen. Ihr lernt also, welchen Tools und welchem Equipment ihr vertrauen könnt, und worauf ihr während der Aufnahme achten solltet. Mit diesem Artikel seid ihr bestens vorbereitet und könnt direkt loslegen.
Wie führt ihr eine Podcast Remote Aufnahme durch?
Lange Zeit galt Skype als der Goldstandard für die dezentrale Podcast Produktion. Die Qualität der Aufnahme ließ jedoch zu wünschen übrig. Mittlerweile haben zahlreiche technologische Lösungen ein Upgrade erhalten, um eine gute Qualität der Aufzeichnungen sicherzustellen. Diese Tools lassen sich in zwei Lager, bzw. Optionen aufteilen, derer ihr euch bewusst sein solltest. Denn daraus ergibt sich das weitere Vorgehen.
- Podcast online aufnehmen über eine Software
- Sprecher*innenstimmen lokal aufzeichnen
Option 1: Podcast online aufnehmen über eine Software
Mit dieser Option sind die zahlreichen Programme gemeint, die insbesondere seit Beginn der Corona-Pandemie den Markt überfluten. Dabei wird zwischen Tools unterschieden, die einen Podcast live online aufzeichnen (z.B. Microsoft Teams, Zoom) und solchen, die ein Gespräch in Echtzeit lokal (also auf dem Endgerät) aufzeichnen und mit etwas Verzögerung parallel hochladen (z.B. Riverside, Squadcast oder Zencastr). Erstere sind vorrangig für die Verständigung entwickelt worden und letztere gleichen einem digitalen Aufnahmestudio.
Ihr fragt euch, wieso das für Unternehmen wichtig ist? Das sind jeweils ihre Vor- und Nachteile in aller Kürze.
Kommunikationssoftware vs. Digitaler Aufnahmeraum
Viele nutzen Zoom & Co. bereits im Alltag, da diese als Basis-Paket oftmals kostenlos sind. Verständlicherweise, verwendet man lieber ein gewohntes Tool für neue Situationen, wie einen Podcast über’s Internet aufnehmen. Allerdings kommt es bei diesen Kommunikationssoftwares zu erheblichen Qualitätseinbußen, etwa wenn einer der Sprecher*innen eine instabile Internetverbindung hat. Alles, was gesagt wird, wird live hochgeladen und online abgespeichert. Das hat zur Folge, dass die sprechende Person abgehackt klingt, wenn die Geschwindigkeit der Internetverbindung nicht ausreicht.
Aus diesem Grund bevorzugen erfahrene Podcaster Tools, die die Spuren zuerst lokal aufzeichnen, um sie anschließend in bestmöglicher Qualität hochzuladen. Damit sind dann auch die Wackler und Aussetzer im Ton aufgrund der instabilen Internetverbindung kein Thema mehr. Das heißt, eine verlustfreie Aufzeichnung (Audio und Video) ist mit dieser Variante gewährleistet.
Experten-Tipp:
“Unserer Erfahrung nach haben sich Riverside, Zencastr und Squadcast als beste Lösungen für Online-Aufnahmen erwiesen.
Alle drei Tools bieten einen Probezugang an, um sich auszuprobieren. Auch bei Zoom gibt es mittlerweile die Option, die Spuren der Sprecher*innen separat und lokal aufzuzeichnen. Die Qualität kann allerdings nicht mit den Konkurrenten mithalten.” – Robin Richter, Audio Producer bei Maniac Studios
Wie die Tools im einzelnen funktionieren, erklären dir die Anbieter ganz genau. Einige wie Squacast bieten auch Demos an, damit du dich vor dem Vertragabschluss und der eigentlichen Aufnahme mit der Software vertraut machen kannst.
Erklärvideo zu Funktionweise von Squadcast.
Wichtig:
Auch, wenn viele Tools instabile Internetverbindungen kompensieren können, sollten alle Sprecher*innen Zugang zu schnellem Internet (mind. 5 Mbit/s Up-/Download) haben. So bleibt das Gespräch flüssig.
Option 2: Sprecher*innenstimmen lokal aufzeichnen
Podcast-Profis können ein Lied davon singen: Oftmals ändern sich plötzlich die Umstände für die Podcast Aufnahme nur wenige Minuten bevor der Record-Button gedrückt werden kann. Das Internet streikt, der Gast kommt mit seinem Browser nicht in das Tool oder der kostenlose Probemonat bei Riverside ist abgelaufen. Es kann viele Ursachen geben, die ihr nicht immer beeinflussen könnt. Flexibel zu sein, ist also das Gebot der Stunde! Wie also könnt ihr trotzdem einen Podcast remote aufnehmen, wenn eurem Unternehmen gerade keine online Aufnahme-Software zur Verfügung steht?
Die zweifellos beste Lösung ist, dass die Kommunikation weiterhin über beispielsweise Zoom (Kommunikationssoftware) läuft, alle Sprecher*innen aber den Podcast parallel lokal aufzeichnen. Das bedeutet, dass alle dezentral teilnehmenden Personen auf ihrem Endgerät ihre Audiospur aufnehmen. Jede*r Teilnehmer*in schickt im Anschluss ihre/seine Tonspur der/dem Audio Producer*in, sodass sie/er in der Postproduktion die einselnen Aufzeichnungen synchronisieren kann.
Vorinstallierte & manuell installierte Mac Apps für die lokale Tonaufzeichnung (Quelle: Maniac Studios).Um die eigene Stimme auf dem Endgerät aufnehmen zu können, bieten sich Tools wie Audacity an. Sie sind schnell installiert, einfach zu bedienen und liefern eine gute Audioqualität. Vorinstallierte Programme oder Apps auf dem Mac (z. B. Sprachmemos, GarageBand) und Windows sind eine weitere Option.
Auch auf dem Smartphone gibt es vorinstallierte Apps (Sprachmemos bei Apple, Diktiergerät bei Android), die schnell und zuverlässig einsetzbar sind.
Achtung:
Bei der Aufnahme mit dem Smartphone solltet ihr darauf achten, immer ca. 30 cm Abstand vom Mund zum Mikrofon zu haben. Ist die sprechende Person zu weit weg vom Smartphone, nimmt die Qualität drastisch ab in Form von lauten Hintergrundgeräuschen. Ist sie zu nah dran, entstehen starke Störgeräusche, sogenannte Plosives.
Weitere essentielle Bestandteile einer Remote Aufnahme sind ein Mikrofon und kabelgebundene Kopfhörer, die mit dem PC verbunden werden. Warum und welche sich dafür eignen, erfährt ihr im nächsten Abschnitt.
Das passende Equipment für eure Remote Produktion
Um unnötige Anschaffungen zu vermeiden, lohnt sich zuallererst der Blick in den bestehenden Hardware-Pool. Was davon kann für die Produktion verwendet werden? Mit der Antwort auf diese Frage hast du für dich vermutlich schon die beste Lösung gefunden.
Mikrofone für die Toneingabe
Euer Unternehmen besitzt bereits Mikrofone wie beispielsweise ein Rode NTUSB und ein Shure SM7B? Bestens, ihr verbindet ganz einfach alles miteinander und zeichnet entweder über eine Remote-Aufnahme-Software oder lokal auf eurem PC auf. Oder jemand aus dem Unternehmen besitzt ein gutes Headset, welches für die zahlreichen Video-Calls in der Pandemie angeschafft wurde? Auch das ist eine gute Alternative, denn auch damit erlangt ihr eine weitaus bessere Audioqualität als mit jedem internen Laptop-Mikrofon.
Wenn euch außer eurem Smartphone, einem Headset aus den 90ern oder eurem internen Laptop-Mikrofon nichts zur Verfügung steht, dem empfiehlt Audio Producer Robin diese kleine, aber lohnenswerte Investition.
Equipment-Tipp:
„Wir haben mit dem Rode NT-USB Mini sehr gute Erfahrungen gemacht. Ein echter Game Changer! Für rund 100 € bietet das Tischmikrofon eine tolle Audioqualität und die Handhabung ist kinderleicht. Einfach das Rode NT-USB Mini mit dem mitgelieferten Standfuß auf dem Tisch platzieren, Kopfhörer anschließen und die Lautstärke ausbalancieren.“ – Robin Richter, Audio Producer bei Maniac Studios
Wenn es vor allem darum geht, Podcasts zu zweit oder mit mehreren Personen online aufzunehmen, ist es definitiv eine Überlegung wert, ob ihr euch ein zweites oder drittes Mikrofon anschafft. Diese können den Gästen zur Verfügung gestellt und vorab zugesendet werden. Denn nicht viele Podcast-Gäste sind von Haus aus mit gutem Equipment ausgestattet. So glänzt neben dem Host auch der Gast mit einer guten Audioqualität. Im Endeffekt zählt nämlich das Gesamtpaket, das die Hörer*innen überzeugen soll.
Kopfhörer für die Tonausgabe
Ein weiteres Accessoire, was bei der Podcast Aufnahme im digitalen Umfeld auf gar keinen Fall fehlen darf, sind Kopfhörer. Denn diese verhindern, dass der Ton über die internen Lautsprecher des PC’s wiedergegeben wird. Außerdem wird damit vermieden, dass das Gesagte der anderen Gesprächspartner*innen (sich ins Wort fallen, parallel sprechen) auf der eigenen Tonspur landet, was die Postproduktion im Nachgang erschwert. Ziel ist eine reine Tonspur, bei der die einzelnen Sprecher*innen klar zu hören sind. Einen Traum für jeden Cutter, bzw. Editor.
Geschlossene Kopfhörer, wie zum Beispiel das Sennheiser HD100 von Thomann, eignen sich am besten, da diese Hintergrundgeräusche gut abschirmen können. Herkömmliche kabelgebundene Kopfhörer mit kleinem integriertem Mikrofon, wie man sie bei Smartphones und anderen mobilen Endgeräten nutzt, können notfalls auch eingesetzt werden. Auf gar keinen Fall jedoch bitte Wireless Kopfhörer wie die Airpods o.ä., da diese durch die Bluetooth-Verbindung störanfälliger sind.
Wichtig:
Remote Aufnahmen nur mit kabelgebundenen Kopfhörern. Keine Airpods. Denkt an unsere Worte. Gern geschehen ;-)
Podcasts online aufnehmen mit dem Recorder
Wenn ihr bereits ein professionelles Podcast Equipment besitzt, könnt ihr die lokale Aufnahme auch über einen Recorder wie dem Rodecaster Pro oder dem Zoom H6 in Kombination mit einem Mikrofon laufen lassen (vgl. Foto unten). Was ihr im Bildausschnitt nicht seht, die beiden Sprecher kommunizieren zusätzlich mit anderen Gästen über Squadcast (Remote Software & Aufnahmeraum, vgl. oben). Ihnen steht ein Laptop mit Kamera gegenüber, über den sie sich alle sehen und hören können, daher tragen die beiden auch Kopfhörer. Wem ist es aufgefallen?
Das so viel zum Technik-Setup. Zwei weitere Faktoren, die zu einer erfolgreichen Remote Aufnahme beitragen, sind: Raumgestaltung-/auswahl und der Umgang mit dem Equipment.
Hinweise für die Gäste bei einem Remote Podcast Interview
Viele Podcaster*innen (wie wir auch) vertreten die Meinung “Shit in, shit out.” Deswegen ist es wichtig, dass jede*r in der Aufnahme ihren/seinen Beitrag zu einer erfolgreichen Produktion leistet. So auch der Gast.
Anstatt dem Gast die No Go’s direkt an den Kopf zu werfen und ihn dadurch zu verunsichern, ist es vor allem die Aufgabe des Hosts, zuerst für eine entspannte und lockere Atmosphäre zu sorgen. Danach können weitere Anweisungen zum Ablauf und dem Umgang mit dem Equipment folgen:
- Handy auf Flugmodus
- Hintergrundgeräusche und Unterbrechungen vermeiden (z.B. Stuhlwippen, Klicken des Kugelschreibers, eingehende Anrufe/E-Mails, offene Fenster zu einer stark befahrenen Straße etc.)
- So wenig Bewegung wie möglich mit und am Mikrofon. Sich vor dem Gespräch bereits gemütlich einrichten und für genügend Wasser-Nachschub sorgen, um die Stimme zu ölen.
Manche Ankündigungen brauchen etwas Vorlauf und sollten in der Absprache vor dem Produktionstermin Platz finden:
- Für eine stabile Internetverbindung sorgen
- Einen Raum auswählen, der möglichst wenig Hall erzeugt (kleiner Raum, nicht zu hohe Decken, Teppichboden, Dinge an den Wänden und Gegenstände im Raum)
Und jetzt die wichtigsten Punkte nochmal auf einen Blick.
Zusammenfassung: 6 Tipps, wie remote Podcasten geht
- Nutzt eine Software, die die lokale Aufzeichnung ermöglicht (z.B. Riverside online oder Audacity offline), oder nehmt die Spuren parallel über einen Recorder auf.
- Wählt wenn möglich ein hochwertiges Mikrofon. Falls euer Unternehmen noch kein professionelles Setup hat, empfehlen wir das Rode NT-USB Mini.
- Lasst euren Gast gut klingen. Versendet das bestmögliche Mikrofon, welches ihr im Repertoire habt. Nur so ist der Hörgenuss für die gesamte Produktion sichergestellt.
- Nutzt kabelgebundene Kopfhörer. Keine Bluetooth-Kopfhörer.
- Sorgt für eine stabile Internetverbindung. Verbindungsprobleme sorgen nicht nur für eine schlechtere Audioqualität, auch die Intimität des Gesprächs wird negativ beeinflusst.
- Versorgt die Gäste mit einem Briefing zur Aufnahme und kümmert euch um ihr Wohlbefinden.
Hack:
Wenn beim Sport das Team gut zusammenspielt, dann ist das Spiel quasi gut wie gewonnen. Auch bei der Produktion sorgt eine gute Teamkoordination dafür, dass die digitale Aufnahme sicher im Kasten landet und alle happy sind. Zum Beispiel kann sich der/die Moderator*in um den Gast kümmern, während der/die Projektleiterin auf Inhalte achtet und der Audio Producer nur für die Technik und Audioqualität zuständig ist.
Probieren geht über studieren. In diesem Sinne belassen wir es bei diesen Tipps zur digitalen Aufnahme, mit denen ihr jedoch bestens vorbereitet seid. Teilt gerne euer Feedback und eure Erfahrungen unten in den Kommentaren, damit wir alle davon lernen können.
Ist euch die ganze (Remote-)Produktions-Geschichte nicht ganz geheuer oder ihr habt drölftausend Fragen im Kopf, dann meldet euch gerne für ein kostenloses Beratungsgespräch.